Es ist wieder so weit: nach längerem mal wieder ein kleines Stück Software, dass ich in die Freiheit entlasse:

Willkommen „Shorty“ ! Shorty ist ein Plugin für die ownCloud-Webanwendung, heutzutage sagt man dazu wohl eine „App“. ownCloud ist ein ehrgeiziges Projekt aus dem KDE- und FOSS-Umfeld: es etabliert sich als persönliche Speicherplattform, zentralisiert und damit von überall her jederzeit verfügbar (Internetanschluss vorausgesetzt…). Nun gibt es ja bereits eine Vielzahl solcher im Netz angesiedelter Angebote, die verkaufen sich sehr gut, sobald das Wort „Cloud“ irgendwo genannt wird. Was also ist bei ownCloud anders ? Natürlich ist es besser, sonst würde ich nicht einen kleinen Beitrag dazu leisten. 🙂

Zwei zentrale Punkte unterscheiden es aber auch in der objektiven Betrachtung von Angeboten wie Dropbox oder anderen „Online-Speicherangeboten“:

  • ownCloud bietet einen umfassenderen Ansatz:
    nicht nur blanke Dateien, sondern verschiedenartige Informationen können gespeichert, genutzt und bearbeitet werden. Nicht einfach nur dateibasiert, sondern jeweils auch über Protokolle, die eine bessere Einbindung in die lokale Umgebung ermöglichen. So funktioniert etwa die nahtlose Integration von Kalendar- und Kontaktinformationen in lokale PIM-Suiten, Musik kann direkt abgespielt, Texte online geändert werden. Die Liste der Möglichkeiten wächst, das System ist so konzipiert, dass mit Plugins weitere Fähigkeiten hinzu gefügt werden können. Shorty ist ein solches Plugin, erweitert also das Angebot aller ownClouds.
  • ownCloud bietet eine andere Distributionsform. Anders als bei den gängigen Cloud-Diensten handelt es sich nicht um ein direktes Serviceangebot. Also keine Wiederholung des bekannten Mottos „Gib uns Deine Daten, dann darfst Du (ein wenig) unser Angebot nutzen“. Vielmehr ist ownCloud als eine Software verfügbar (im Gegensatz zu einem Angebot), die unter verschiedenen Bedingungen eingesetzt werden kann. Wie genau kann jeder für sich entscheiden; keine Angst, ist ganz einfach…

Drei typische Einsatzszenarien drängen sich auf:

  • als persönlicher Informationsspeicher im Internet, Webspace kostet heute ja nur noch ein paar Cent im Monat
  • als firmeninternes Angebot, beispielweise um den Austausch interner Informationen über externe Angebote zurück zu drängen
  • als normales Onlineangebot durch Firmen, die ownCloud vermarkten, es gibt bereits eine Reihe solcher Angebote

Ich selber nutze ownCloud schon länger, es funktioniert und erfüllt mehrere Aufgaben gleichzeitig. Alle gespeicherten Informationen kann ich online über meinen Browser nutzen, also etwa von unterwegs, aus einem Internetcafe. Wenn ich an meinem eigenen Laptop arbeite kann ich die gleichen Informationen angenehmer und effektiver nutzen, integriert in meine gewohnte und bewusst gewählte und konfigurierte Arbeitsumgebung. Also etwa Kalendereinträge in meinem gewohnten Kalender. Wohlgemerkt: nicht dateibasiert, durch vorangegangene Synchronisation, sondern direkt und transparent. Da ich KDE als Desktopumgebung einsetze werkelt im Hintergrund der Akonadi-Cache. Das erlaubt mir, die Daten auch offline zu nutzen und zu ändern, der Cache kümmert sich bei Gelegenheit um den Abgleich mit meiner ownCloud. Das ganze funktioniert einfach, transparent, und ohne dass man die veschiedenen Schichten bemerkt. So soll Informatik sein.
Meine ownCloud ist eine eigene Installation auf einem meiner eigenen Systeme. Das hat den Vorteil, dass meine Daten nur so weit dem Zugriff anderer ausgesetzt sind, wie ich das möchte. mir ist das wichtig. Nicht, weil ich paranoid bin. Sondern einfach, weil das teilweise private Dinge sind. Den Schutz der Privatsphäre halte ich für wichtig, jederzeit. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass allen Beteuerungen der großen Cloud-Anbieter zum Trotz ja doch offensichtlich private Daten ausgewertet werden. Wobei ich das lieber beim Namen nenne: sie werden anders gebraucht, als die Eigentümer selber das möchten, also missbraucht. Nicht mit meinen Daten, ich will das nicht. Das hat nichts mit rückwärts gewandt sein zu tun. Sondern einfach damit, dass es durchaus Alternativen wie ownCloud gibt.

Aber zurück zu „Shorty“ ! Was macht das nun eigentlich ?
Shorty ist eine Mischung aus derzeit drei Aspekten:

  1. ein zenralisiertes Bookmark-Verzeichnis:
    also überall verfügbare Bookmarks im Gegensatz zu solchen, die in einem Browser gespeichert sind. Man kann also eine Webadresse mit einem Klick in einem Browser speichern, den Eintrag dann aber jederzeit in anderen Browsern nutzen. Praktisch für unterwegs und zum Austausch.
  2. ein „Url Shortening Service“, also eine Art Kurznotation für Webadressen:
    eine Technik, die im Zeitalter von SMS und Twitter große Popularität geniesst. Durchaus umstritten, teilweise zurecht, hauptsächlich wegen der Abhängigkeit der Nutzbarkeit der generierten Kurznotationen von politischen und wirtschaftlichen Einflüssen. Das ist bei meiner eigenen Verwaltung natürlich anders. Kurznotationen sind praktisch, es gibt weniger Tippfehler beim Übermitteln und keine durch Zeilenumbrüche in E-Mails zerhackten Links mehr.
  3. eine Kontrolle über die Nutzbarkeit der gespeicherten Webadressen:
    anders als bei üblichen Url-Shortener-Angeboten kann ich einen Link, eben ein „Shorty“, wieder ungültig machen. Ich kann also einen einmal geposteten Link zurück ziehen, oder besser den Zugriff darauf unterbinden. Wobei das kein Ersatz sein kann für eine wirkliche Zugriffskontrolle, es ist eine Ergänzung auf Adressebene. Dieser Punkt muss noch ausgebaut werden, eine bereits geplante Zusatzfunktion wird diesen Schutzmechanismus wirklich brauchbar abrunden.

Die Applikation ist definitiv kein Kreativschub, der die Informatik entscheidend voran bringt, nein. Es ist eine neue Umsetzung bereits bekannter Muster. Wie bei allen Software-Schnipseln, die ich hier im Laufe der vergangenen Monate präsentiert habe, handelt es sich um einen kleinen, praktischen Helfer im Alltag. Und um ein Lernexperiment meinerseits. Alle diese Schnipsel dienten dazu, mich in neue Gebiete, Techniken und Themen einzuarbeiten. Ich bin ja derzeit quasi gerade wieder in „Lehrzeit“, um während der vergangenen Jahre entstandene Wissenslücken zu schließen. Um wieder auf den aktuellen Stand der Technik zu kommen, einen guten Überblick zu erhalten.

Hier noch ein paar obligatorische Screenshots:

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